„Genauso vielfältig wie die aufgeführten Stücke waren die durchlebten Gefühle während des SdL, das Festival lud die Darstellenden, Mitwirkenden und Zuschauer auf eine fünftägige emotionale Achterbahn ein. So ein besonders berührender Moment der bewegende Applaus für das Stück „Strandabwärts“, inszeniert durch die Max-Kirmsse Schule aus Hessen: Die überschwängliche Begeisterung des Publikums rührte mehrere junge Darstellende zu Freudentränen und zeigte so einmal mehr, welche Verbundenheit und Gemeinschaft aus Schultheater geschöpft werden kann.“
– Trierischer Volksfreund, Montag 25.09.2023
Flussabwärts ging es am 16.09.2023 für die Schüler*innen der Theatergruppe KOMIKO der Max-Kirmsse Schule in Idstein nach Trier, wo sie im Rahmen des Schultheater der Länder sechs Tage lang Theater spielen, schauen und erleben durften. Die Reise war für die Schüler*innen mit vielen Möglichkeiten verbunden über sich hinaus zu wachsen, welches jede*r von ihnen mit großem Erfolg meisterte. Dazu gehörte beispielsweise die Bahn- und Autoanreise. Für einige Schüler*innen war es das erste Mal, dass sie so eine lange Strecke mit dem Zug zurücklegten und die Erfahrung hat ihnen einen ersten Einblick in das selbstständige Reisen gegeben. Auch eine unbekannte Routine war für viele Schüler*innen etwas Ungewohntes und das Anpassen an Planänderungen wurde von ihnen gut gemeistert. Auch andere Erfahrungen, wie das Übernachten in einer fremden Unterkunft, umgeben von unbekannten Menschen, sind ein wichtiger Schritt für die Schüler*innen um Strategien der Eigenständigkeit zu entwickeln und besonders, um Selbstwirksamkeit zu erfahren. Denn am Ende der Reise stand für sie fest, sie alle haben sich den oftmals herausfordernden Situationen gestellt und in eigener Kraft gemeistert, was ihnen Selbstvertrauen schenken kann sich auch zukünftig herausfordernden Situationen zu stellen und diese mit vorhandenen Ressourcen eigenständig zu bewältigen.
Bei diesem entscheidenden Schritt in der Persönlichkeits- und Selbstwirksamkeitsentwicklung ist das Darstellende Spiel ein wichtiges Hilfsmittel. Im Theaterspiel können sich die Schüler*innen in einem sicheren Raum selbst ausprobieren, in Rollen schlüpfen und sich selbst so neu erfahren. Sie dürfen ihrer Phantasie freien Lauf lassen und neue Realitäten spielen. Die pädagogischen Vorteile, welche das Darstellende Spiel für Kinder und Jugendliche bringt, wurde bei dem Workshop „Schattentheater“ deutlich. Der Workshop war handlungs- und produktionsorientiert angelegt. Der Workshopleiter passte jeden Schritt an die Bedürfnisse und Kompetenzen der einzelnen Schüler*innen an, was ihnen erlaubte bei jedem Schritt selbstständig tätig zu werden. Dazu gehörte beispielsweise die Leinwand für das Schattenspiel zusammenzubauen, Lichteinstellungen auszuprobieren, Bewegungen zu präsentieren und mit verschiedenen Materialien zu experimentieren und spielen. Am gemeinsamen Gegenstand konnten so alle Schüler*innen teilnehmen, Erfahrungen sammeln und sich zeigen sowie damit Entwicklung erfahren. Das Theater bietet durch seine Multimodalität die Möglichkeit für alle, sich entsprechend ihrer Kompetenzen einzubringen und tätig zu werden, was letztendlich zu Entwicklung und Bildung führt.
Das SdL stellte für viele Schüler*innen eine Möglichkeit dar, Teil einer Gemeinschaft zu werden. Es wurde sich ausgetauscht, gemeinsam gespielt, sich gegenseitig verstanden und auch Freundschaften konnten geschlossen werden. Während am ersten Tag noch alle Gruppen einzeln von der Jugendherberge zum Theater liefen, vermischte sich dies nach wenigen Tagen und die Gruppen liefen gemeinsam, gemischt. Auch in der Jugendherberge waren Schüler*innen der Gruppe KOMIKO sehr initiativ bei der Suche nach Spielpartner*innen für Ballspiele und ein Kniffelturnier. Nach anfänglicher pädagogischer Begleitung solcher Kontaktaufnahmen, fanden die Schüler*innen schnell den Mut auf eigene Initiative Anschluss zu finden, man begegnete sich „face-to-face“, auf einer Ebene.
Das Gemeinschaftliche und der Zusammenhalt wurde besonders deutlich bei dem Auftritt des Theaterstücks Strandabwärts der Gruppe KOMIKO am letzten Tag. Die Schüler*innen hatten viel Werbung bei den neu gewonnenen Freund*innen gemacht und viele der Gruppen waren gekommen, um das Stück zu sehen. Trotz großer Aufregung und Nervosität präsentierte die Gruppe KOMIKO ihr Stück fehlerfrei. Es wurde laut und selbstbewusst gesprochen, Unsicherheiten wurden durch selbstständige Improvisation umgangen und alle Schüler*innen bewiesen durch ihre gute Laune und Leidenschaft beim Spielen, wie wichtig ihnen das Theater und ihr Stück war. Die Anerkennung und Begeisterung, welche die Gruppe auf ihr Stück erhielt, ist ein wichtiger Schlüssel für die Entwicklung der Schüler*innen. Sie werden gesehen und sie bekommen das Gefühl vermittelt, dass sie so wie sie sind, gut sind. Dass sie mit dem was sie haben und von sich zeigen, andere Menschen bewegen können. Sie bringen Menschen zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken. Der Applaus am Ende des Festival gebührte nicht nur dem Stück, sondern dem Mut der Schüler*innen sich zu zeigen und ihre Stimme zu erheben.
Autorin: Charlotte Lüders